Psychotherapie als Beruf 

Welche Arten von Therapien gibt es?

Die vier "Hauptrichtungen" oder Therapieansätze, die von den gesetzlichen Krankenkassen oder Beihilfestellen bezahlt werden, sind im Folgenden kurz beschrieben. Dabei gibt es nicht "die beste" Art, eine Psychotherapie zu gestalten. Vielmehr kommt es darauf an, welche Art zu einem passt und noch viel wichtiger, dass eine vertrauensvolle Patienten-Therapeuten-Beziehung besteht. 

Analytische Therapie

Die Analytische Therapie basiert auf der Psychoanalyse nach Sigmund Freud und auf der Annahme, dass der Mensch im Laufe seines Lebens durch die bewussten oder unbewussten Erfahrungen Prägungen erfährt, die für die psychischen Störungen verantwortlich sind. Die Prägungen können sich dabei auf traumatische Erfahrungen, nicht bewältigte Entwicklungsschritte oder innere Konflikte beziehen. Der Patient bzw. die Patientin liegt hier meist auf einem Sofa und der Therapeut bzw. die Therapeutin sitzt hinter dem Kopf außerhalb des Sichtfelds des Patienten. Die Analytische Therapie ist eine Langzeittherapie und findet mehrmals die Woche statt. In den Therapiesitzungen ist es die Aufgabe des Patienten bzw. der Patientin, alles mitzuteilen, was ihm bzw. ihr in den Sinn kommt. Der Therapeut bzw. die Therapeutin hört aktiv zu, indem er/sie überlegt, was die unbewusste Botschaft des Erzählten sein könnte. Gemeinsam werden dann unbewusste Themen und Konflikte erarbeitet, die den Patienten oder die Patientin beschäftigen und somit Einsichten, Lern- und Änderungsprozesse angestoßen. Ein wesentlicher Heilfaktor ist die therapeutische Arbeitsbeziehung und die korrigierende emotionale Bindungserfahrung. Die Sitzungen finden maximal dreimal wöchentlich statt, insgesamt gibt es zwischen 160 und 300 Therapiesitzungen. 

Verhaltenstherapie

Die Grundidee der Verhaltenstherapie ist, dass störungsbedingtes Verhalten erlernt wurde. Die eingesetzten Methoden zielen also darauf ab, gesunde und angemessene Denkmuster und Verhaltensweisen zu entwickeln oder neu zu lernen. Es geht meist weniger um die Vergangenheit, sondern um das gegenwärtige Erleben und Verhalten des Patienten oder der Patientin. Therapeut bzw. Therapeutin und Patient bzw. Patientin legen gemeinsam Ziele fest und erarbeiten dann die Problemfelder und Lösungsansätze. Innerhalb dieser Therapieart gibt es viele verschiedene Richtungen und Methoden, die je nach Störungsbild angewandt werden. Häufig werden allerdings Denkmuster gemeinsam hinterfragt, kleine Alltagsaufgaben vom Therapeuten gegeben und somit adäquate Denk- und Verhaltensmuster verstärkt. Die Sitzungen finden über einen Zeitraum von 12 bis 60 Wochen meist einmal wöchentlich statt.

Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie

Diese Therapieform hat sich aus der psychoanalytischen Therapie entwickelt. Die Grundidee der tiefenpsychologischen Psychotherapie besteht darin, dass sowohl unsere Vergangenheit und früheren Erfahrungen (die „Tiefe der Zeit“), als auch unser Unbewusstes (die „Tiefe unserer Psyche“) Einfluss auf unser psychisches Erleben und unsere Gesundheit haben. Unbewusste oder verdrängte Erfahrungen, Wünsche, Konflikte oder Ängste werden im therapeutischen Gespräch erkannt. Der Fokus liegt darauf, Einsichten über mögliche Ursachen und Zusammenhänge der Probleme zu bekommen. Zudem werden Lösungen für konkrete Probleme bearbeitet. Auch hier sitzt man sich wie in der Verhaltenstherapie gegenüber und bespricht die Themen gemeinsam und auf Augenhöhe, wobei aktive Fragen von dem Therapeuten bzw. der Therapeutin gestellt werden. Die Sitzungen finden über einen Zeitraum von 50 bis 100 Wochen meist ein- bis zweimal wöchentlich statt.

Systemische Therapie

Die Grundidee der systemischen Therapie besteht darin, dass die Ursache des menschlichen Erlebens und Verhaltens nicht in der Person alleine, sondern in dem sozialen Umfeld (besonders der Familie) der Person liegt. Eine psychische Störung einer einzelnen Person wird somit als Störung im Verhaltens- oder Kommunikationsmuster des Systems (z.B. Familie, soziales Umfeld) begriffen.  Bei dieser Therapieform werden die Beziehungs- und Interaktionsmuster im sozialen Umfeld des Patienten bzw. der Patientin betrachtet, wobei die relevanten Beziehungspersonen nicht unbedingt anwesend sein müssen. Auch hier ist ein großer Teil die Gesprächstherapie, wobei auch metaphorische Techniken (wie z.B. Darstellungen von Beziehungen mithilfe von Standbildern im Raum) eingesetzt werden. Gemeinsam sollen Probleme und dysfunktionale Interaktionsmuster erkannt und Lösungsmöglichkeiten eröffnet werden. Meist gibt es nur sehr wenige Sitzungen pro Therapie mit größerem zeitlichem Abstand. Zwischen den Sitzungen sollen neue Erkenntnisse angewandt werden, weshalb die Systemische Therapie eine große Eigeninitiative des Patienten bzw. der Patientin voraussetzt. 

Weitere humanistische Ansätze:

Gesprächstherapie nach Rogers

Nach dem humanistischen Menschenbild strebt jeder Mensch nach Selbstverwirklichung und trägt die Motivation, an Problemen zu arbeiten in sich. Bei dieser Therapieform stehen nicht alleinig die Symptomatik des/ der Betroffenen, sondern der Mensch als Ganzes innerhalb seiner Lebensumwelt im Zentrum. Die Grundlagen der Therapie sind drei Variablen, die das Verhalten des Therapeuten beschreiben: Eine empathische Haltung, Echtheit und eine wertungsfreie Akzeptanz. Mithilfe der Gespräche soll der Patient bzw. die Patientin sich selbst verstehen und annehmen lernen.

Gestalttherapie

Nach dem humanistischen Ansatz, dass der Mensch nach Selbstverwirklichung und zum Ganzen strebt, wird der Patient bzw. die Patientin bei dieser Methode mit unvollständig verarbeiteten Erfahrungen und unterdrückten Bedürfnissen konfrontiert. Sie sollen dazu motiviert werden, sich ihren Problemen zu stellen und Verantwortung für deren Handlungen zu übernehmen. Dabei steht die Entwicklung zur sogenannten „guten Gestalt“ im Vordergrund; einem Individuum, dem alle Teile seiner Persönlichkeit, Gefühle und Bedürfnisse bewusst sind.

 

 

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