Psychotherapie als Beruf 

Wie finde ich einen Therapeuten bzw. eine Therapeutin?

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Diese Frage gliedert sich in zwei Aspekte:

1. Wie finde ich einen kassenzugelassenen Therapeuten oder eine kassenzugelassene Therapeutin?

  • Nutzen Sie die Therapeutensuche auf unserer Website. Im Kollegennetzwerk dürfen nur approbierte Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten Mitglied werden. 
  • Auch Suchmaschinen für Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen wie Psychotherapeutensuche, Arzt-und Psychotherapeutensuche oder Psychotherapeutenkammer haben gute Übersichten, sind werbefrei und haben auch nur approbierte Therapeutinnen und Therapeuten auf der Liste.
  • Fragen Sie Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin (oder einen anderen Arzt/ eine andere Ärztin Ihres Vertrauens). Vielleicht hat er oder sie schon mit dem einen oder anderen Therapeuten zusammengearbeitet und kann abschätzen. ob Sie mit ihm oder ihr ein gutes Team bilden würden. Es ist aber sehr unwahrscheinlich, dass Ihr Hausarzt oder Ihre Hausärztin alle in seinem Bezirk niedergelassenen Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen kennt, daher birgt diese Methode ein gewisses Risiko, den- oder diejenige zu übersehen, mit dem Sie vielleicht am besten harmonieren würden.
  • Fragen Sie bei Ihrer Krankenkasse Die meisten Krankenkassen verfügen über Listen, auf denen die kassenzugelassenen Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen aufgeführt sind, aber manchmal sind diese Listen nicht ganz aktuell, oder ein Therapeut steht nicht auf der Liste, der seine Praxis zwar ganz in ihrer Nähe hat, aber jenseits des Verwaltungsbezirks, auf den sich die Liste bezieht.
  • Fragen Sie bei der für Ihre Region zuständigen Kassenärztlichen Vereinigung Hier können Sie sicher sein, dass die Liste vollständig und aktuell ist. Mehr Informationen finden Sie auf der Webseite der Kassenärztlichen Vereinigung in Ihrem Bundesland. Der Nachteil ist, dass Sie nur im Bereich Ihrer KV recherchieren können und nicht z.B. über Bundesländergrenzen hinweg
  • Elektronische Verzeichnisse wie „pointoo“ oder „jameda“ bieten keine Gewähr auf Vollständigkeit – bei manchen ist die Aufnahme ins Verzeichnis an ein kostenpflichtiges Abonnement geknüpft. Die Bewertungen, die viele dieser Portale anbieten, müssen nicht zwangsläufig objektive, nachvollziehbare Beurteilungen der Therapeuten und Therapeutinnen beinhalten. Manche Bewertungen sind auch schlicht – aus den verschiedensten Gründen – gefälscht.
  • Mund-zu-Mund-Propaganda: Manchmal kommt man mit Bekannten über seine Probleme ins Gespräch und erhält dann den Tipp, man müsse unbedingt zu Dr. Y oder Therapeutin X. Bedenken Sie aber, dass Sie ein individueller Mensch mit Eigenheiten sind, die sich von denen Ihrer Bekannten unterscheiden – ist darum keineswegs gesagt, dass Sie mit diesem Therapeuten oder dieser Ärztin ebenfalls gut zurechtkommen. Vertrauen Sie daher lieber Ihrem Gefühl als dem Rat Ihrer Bekannten! 

Damit kommen wir zum zweiten Punkt:

2. Wie finde ich einen zu mir passenden Therapeuten oder eine zu mir passende Therapeutin?

Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten, weil niemand genau weiß, woran man zweifelsfrei erkennt, dass „die Chemie stimmt“. Ein wichtiger Punkt ist ein allgemeines Gefühl von gegenseitiger Sympathie, die für eine erfolgreiche Psychotherapie vorhanden sein sollte. Manchmal kann aber auch ein Therapeut oder eine Therapeutin, der bzw. die streng oder fordernd erscheint, genau der bzw. die richtige sein. Es hängt auch von Ihnen, Ihrer Lebensgeschichte und Ihrem Problem ab, welcher Therapeuten- bzw. Therapeutinnentyp zu Ihnen passt. Auf jeden Fall sollten Sie das Gefühl haben, dass der Therapeut bzw. die Therapeutin sich Zeit für Sie nimmt, Ihnen zuhört, Ihr Problem versteht und bemüht ist, Ihnen zu helfen. Sie sollten Fragen stellen können, die aufrichtig beantwortet werden (beachten Sie aber, dass Therapeuten und Therapeutinnen in der Regel keine Auskünfte über Persönliches geben, denn das könnte die Therapiedurchführung beeinträchtigen).

Eine Aufgabe der ersten Sitzungen (auch probatorischen Sitzungen genannt) besteht für Patient bzw. Patientin wie auch Therapeut bzw. Therapeutin darin, das Gefühl zu prüfen, ob man miteinander arbeiten kann. Stellt sich die „gemeinsame Wellenlänge“ einfach nicht ein, wäre es Zeit- und Geldverschwendung, dennoch eine Therapie zu beantragen. Aus diesem Grund werden die probatorischen Sitzungen von den Krankenkassen auch mehrfach übernommen, um Ihnen (theoretisch) die Möglichkeit zu geben, sich verschiedene Therapeuten bzw. Therapeutinnen in einigen Probesitzungen anzuschauen und dann bei dem- oder derjenigen die Therapie zu beantragen, bei dem oder der Sie sich am besten gefühlt haben. Sehr wahrscheinlich werden Sie innerhalb von etwa drei Sitzungen ein klares Gefühl entwickeln, ob zwischen Ihnen und dem Therapeuten oder der Therapeutin so etwas wie eine „hilfreiche Beziehung“ entsteht, was die wichtigste Voraussetzung für ein gutes Therapieergebnis ist. In der Realität ist es durch die langen Wartlisten aber schwierig, bei mehreren Psychotherapeuten bzw. Psychotherapeutinnen einen Termin zu bekommen. Trotzdem sollte Sie einem Therapieantrag an Ihre Krankenkasse nur zustimmen, wenn Sie überzeugt sind, mit diesem Therapeuten oder dieser Therapeutin arbeiten und Ergebnisse erzielen zu können, denn ein Wechsel in einer laufenden Therapie hat oftmals mehr Nachteile als Vorteile.

 

Nach Helmut Krauthauser

 

 

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